Straßenumbenennungen
Umbenennung der Josef-Fischer- und der Hans-Seibold-Straße sowie des Bgm.-Kristaller-Weges
Im Jahr 2020 hat die Stadt Kaufbeuren beim Institut für Zeitgeschichte in München ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben, um Aufschluss über eine mögliche NS-Belastung von Josef Fischer, Josef Kristaller und Hans Seibold zu erlangen. Insbesondere soll das Gutachten bei der Einschätzung helfen, ob die genannten Persönlichkeiten nach heutigen Maßstäben noch als geeignete Namensgeber für die nach ihnen benannten Straßen angesehen werden können. Die Befunde lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
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Josef Fischer (1906–1980) war von 1935 bis 1945 und abermals von 1949 bis 1971 Leiter der Städtischen Berufsschule Kaufbeuren. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten trat Fischer der NSDAP und in rascher Folge mehreren weiteren NS-Organisationen (HJ, NSV, NSLB, DAF, RLB) bei. Ab 1935 übte er zudem das Ehrenamt eines NS-Kreisredners aus. In der Öffentlichkeit trat Fischer als überzeugter Nationalsozialist auf. Seine Befugnisse als Berufsschulleiter nutzte er bereitwillig im Sinne des Regimes, indem er den weltanschaulichen Unterricht förderte. Nach 1945 bekannte sich Fischer nur eingeschränkt zu seiner Verantwortung während der Zeit des Nationalsozialismus.
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Hans Seibold (1899–1960) war ab 1927 Bau- und ab 1933 zusätzlich Polizeireferent der Stadt Kaufbeuren. Als solcher administrierte er einen für die NS-Herrschaft besonders sensiblen Machtbereich. Die ihm unterstellte Stadtpolizei wirkte verlässlich daran mit, dass nationalsozialistische Unrechtsmaßnahmen auch in Kaufbeuren umgesetzt wurden. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang insbesondere die Rolle, die Seibold bei der Verhaftung von Ernst Buxbaum, dem letzten jüdischen Einwohner Kaufbeurens, spielte. Nach 1945 bekannte Seibold sich nicht zu seiner Verantwortung während der Zeit des Nationalsozialismus.
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Josef Kristaller (1871–1938) war von 1912 bis 1937 Bürgermeister der Gemeinde Oberbeuren. Kristaller begrüßte öffentlich den Machtantritt Hitlers, weil er sich von diesem den nationalen Wiederaufstieg Deutschlands erhoffte und trat selbst noch im Jahr 1933 der NSDAP bei. Den Prozess der nationalsozialistischen Gleichschaltung der Gemeinden trug Kristaller in Oberbeuren bereitwillig und widerspruchslos mit. Seine Zusammenarbeit mit der lokalen NS-Kreisleitung verlief ohne Konflikte.
In Würdigung dieser Erkenntnisse hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 21. Dezember 2021 entschieden, dass die nach Josef Fischer, Hans Seibold und Josef Kristaller benannten Straßen umbenannt werden sollen.
Das Gutachten können Sie in den Downloads herunterladen.
Anbringung eines Erläuterungsschildes am Straßenschild der Porschestraße
Der Unternehmer Ferdinand Porsche (1875–1951) ist eine kontroverse historische Figur. Auf der einen Seite galt er bereits zu Lebzeiten als technisches Genie und Pionier auf dem Gebiet des Automobilbaus. Auf der anderen Seite ist Porsches Biografie nicht frei von schuldhaften Verstrickungen in das System des Nationalsozialismus. Zu nennen ist hierbei insbesondere der von Porsche persönlich forcierte Einsatz tausender Zwangsarbeiter in dem von ihm geleiteten Volkswagenwerk, von denen viele unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben verloren
In seiner Sitzung am 13. Dezember 2021 hat der Stadtrat entschieden, dass am Straßenschild der Porschestraße ein zusätzliches Erläuterungsschild angebracht werden soll. Dieses soll auf die international bekannte Porsche AG als den eigentlichen Namensgeber der Porschestraße hinweisen, daneben aber auch die kritischen Aspekte in der Biografie Ferdinand Porsches herausstreichen.
Näheres zu Ferdinand Porsche können Sie » hier erfahren.
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