Stolpersteine

Klemens Sailer

1903–1972

Forettle 7

Im Forettle 7 erinnert ein Stolperstein an den politischen Widerstandskämpfer Klemens Sailer.

Klemens Sailer wurde am 24.10.1903 in Höchstädt a. D. geboren.Von Beruf war Klemens Sailer Bäcker. Nach seiner Lehrzeit arbeitete er ein Jahr im Straßenbau, dann ein halbes Jahr als Bäcker in Eichstätt und danach als Hausdiener in Donauwörth und Bamberg. Im Frühjahr 1922 begab er sich auf Wanderschaft und kehrte im Oktober zurück und nahm eine Stelle auf dem Bau in Biessenhofen an. 1923 fand er im Bergwerk bei Irsee Arbeit. Danach war er von 1924 bis 1930 in den Vereinigten Kunstanstalten Kaufbeuren beschäftigt. Von 1930 bis 1934 fand er bis auf kurze Unterbrechungen keine Arbeit und war nahezu durchgehend arbeitslos. Erst 1935 fand er wieder Beschäftigung beim Straßenbau. Von Januar 1936 an bis zu seiner Verhaftung arbeitete er bei der Wertach-Korrektion in Kaufbeuren, einer Baumaßnahme zur Begradigung des Flussbetts.Im Jahr 1928 trat er der KPD als Mitglied bei und engagierte sich zudem bei der „Roten Hilfe“, einer der KPD nahestehenden Organisation, die sich für die finanzielle Unterstützung inhaftierter Parteigenossen einsetzte. Einige Monate war Klemens Sailer Mitglied beim Rote Frontkämpferbund, dem paramilitärischen Wehrverbund der KPD.

Schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann Klemens Sailer im Jahr 1933 sich politisch im Untergrund zu engagieren, dafür knüpfte er Kontakte nach Peiting zu anderen Kommunisten. Er erhielt Schriften und tauschte diese mit seinen kommunistisch gesinnten Freunden in Kaufbeuren aus. In der Gruppe wurden zudem Gelder für die Ehefrauen von verhafteten Genossen gesammelt, unter ihnen Leni Schmid, die Ehefrau des Kaufbeurer Kommunisten Johann Schmid. Ab 1934 begann Klemens Sailer die Kaufbeurer Gruppe mit Unterstützung aus Peiting zu einer illegalen Ortsgruppe der KPD auszubauen, die mit anderen Widerstandszellen in Schwaben vernetzt war u.a. nach Peißenberg, Schongau, Memmingen, Mindelheim und Obergünzburg. Im Frühjahr 1935 kam es in der Kaufbeurer Widerstandszelle zu Unstimmigkeiten, weshalb Leo Lutz die Leitung der Gruppe übernahm. Da die Parteiführung der KPD in München, mit der die südbayerischen Gruppen in Verbindung standen, von einem Spitzel der Gestapo unterwandert war, konnten die Mitglieder des kommunistischen Widerstands in einer groß angelegten Verhaftungswelle gestellt werden. Bis Sommer 1936 wurden allein in Kaufbeuren 17 Personen des kommunistischen Widerstands verhaftet. Zu ihnen zählte Klemens Sailer.  

Am 16. Juni 1936 wurde Klemens Sailer verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Über ein Jahr saß er in Untersuchungshaft in München-Stadelheim. Im Prozess im November 1937 wurde er zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt, die er bis zum 30.06.1943 im Zuchthaus Amberg verbüßte. Als politischer Häftling kam er wie seine Mitstreiter nach Ende seiner Haftzeit nicht frei. Er wurde nach Haftende als Strafsoldat in einem sogenannten Bewährungsbataillon verpflichtet. In diesen Sondereinheiten der Wehrmacht wurden als „wehrunwürdig“ eingestufte, politische Häftlinge eingesetzt. Klemens Sailer war als Strafsoldat bei den Rückzugskämpfen auf dem Balkan und in Griechenland im Einsatz – eingesetzt im Kampf gegen „Partisanen“, die vermutlich größtenteils seine kommunistische Gesinnung teilten. Auf der griechischen Insel Leros gelangte er in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst am 23.1.1947 entlassen wurde.

Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung 1936 hinterließ er eine Ehefrau mit vier Kindern im Alter zwischen einem und 12 Jahren. Erst elf Jahre später konnte Klemens Sailer zu seiner Familie zurückkehren. Er starb 1972 im Alter von 69 Jahren in Kaufbeuren. 

Fotografie: Stadtarchiv Kaufbeuren

Weiterführende Literatur: Wolfgang Kunz, Widerstand und Verfolgung in Kaufbeuren (1933 bis 1945). In: Stefan Dieter (Hrsg.), Kaufbeuren unterm Hakenkreuz, Kaufbeurer Schriftenreihe 14, Thalhofen 2015, S. 210–234.

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