Stolpersteine

Karolina Schmid

(1911–1990)

Johannes-Haag-Straße 6

In der Johannes-Haag-Straße 6 erinnert ein Stolperstein an die politische Widerstandskämpferin Karolina Schmid, später verheiratete Trimmel und ihren Mann Johann Schmid. 

Karolina  Niggl  wurde am 15.06.1911 als Tochter eines Kutschers und einer Hausfrau geboren. Von Beruf war sie Schneiderin und später auch als Arbeiterin in der Mechanischen Spinnerei und Weberei beschäftigt. 1932 heiratete sie den Schlosser Johann Schmid, der seit 1930 Mitglied der KPD war und sich in der Kaufbeurer Ortsgruppe der Partei für die Verbreitung von kommunistischen Zeitschriften kümmerte. Schon im Januar 1933 war Johann Schmid beim Verteilen kommunistischer Flugblätter bei einer Protestkundgebung vor dem Rathaus in Kaufbeuren gegen die Nationalsozialisten in Haft genommen worden. Karolina, die Leni genannt wurde, unterstützte ihren Mann. Sie war zwar kein offizielles Parteimitglied der KPD, jedoch bei der „Roten Hilfe“ engagiert, einer Hilfsorganisation, die inhaftierte Parteigenossen und ihre Angehörige finanziell unterstützte. Gemeinsam mit ihrem Mann Johann und Michael Rauch hatte Leni Schmid 1933 die kommunistische Betriebszeitung „Der rote Faden“ in der Mechanischen Spinnerei und Weberei verkauft. Johann Schmid, Michael Rauch und Leo Lutz wurden deswegen verhaftet und mussten mehrwöchige Haftstrafen verbüßen. Alle drei wurden nach Haftende direkt in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Während ihr Mann über eineinhalb Jahre in „Schutzhaft“ festgehalten war, erhielt Leni Schmid finanzielle Unterstützung von der „Roten Hilfe“. Nach der Rückkehr aus der Haft im August 1934 nahm die Gruppe trotz des hohen Risikos gefasst zu werden die politische Arbeit im Untergrund wieder auf.

Zwischen 1933 und 1936 hatten sich in ganz Schwaben Widerstandszellen gegen das NS-Regime gebildet. In Kaufbeuren fand sich für die im Untergrund agierende KPD eine größere Gruppe von Kämpfern zusammen. Die Widerstandskämpfer arbeiteten daran, neue Mitstreiter zu gewinnen und knüpften Kontakte in umliegenden Städten wie Peiting, Peißenberg, Schongau, Memmingen, Mindelheim und Obergünzburg. Da die Parteiführung der KPD in München , mit der die Gruppen in Verbindung standen, von einem Spitzel der Gestapo unterwandert war, konnten die Mitglieder des kommunistischen Widerstands in einer groß angelegten Verhaftungswelle gestellt werden. Bis Sommer 1936 wurden in Kaufbeuren 17 Personen verhaftet und im November 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Unter ihnen das Ehepaar Karolina und Johann Schmid.

Das Ehepaar Schmid wurde am 30. Juni 1936 festgenommen und in Untersuchungshaft nach München Stadelheim gebracht. Johann Schmid wurde im November 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Ende der Haftstrafe wurde er 1941 in das KZ Flossenbürg überstellt, wo er am 21.12.1942 im Alter von nur 35 Jahren ums Leben kam. Die Anklage gegen Leni Schmid wurde im Lauf der Untersuchungshaft aufgehoben, jedoch wurde sie nicht freigelassen. Im September 1937 wurde sie in das Frauen-KZ Moringen bei Hannover überstellt. Von dort wurde sie Ende 1937 in das Frauen-KZ Prettin bei Leipzig verlegt. Nach zweieinhalb Jahren Haft kehrte sie 1939 nach Kaufbeuren zurück und stand zunächst unter Polizeiaufsicht. Zuerst arbeitete sie in der Mechanischen Spinnerei und Weberei und ab 1941 als selbstständige Damenschneiderin.

Mit dem Tod ihres Mannes 1942 wurde Leni Schmid im Alter von nur 31 Jahren zur Witwe. 1946 heiratete Leni Schmid Georg Trimmel, mit dem sie eine Tochter bekam. Bis zu ihrem Tod 1990 engagierte sie sich als überzeugte Antifaschistin und setzte sich für die politisch Verfolgten des Nationalsozialismus und eine Wiedergutmachung des erfahrenen Unrechts ein.

Fotografie: Stadtmuseum Kaufbeuren, Ph0754

Weiterführende Literatur: Wolfgang Kunz, Widerstand und Verfolgung in Kaufbeuren (1933 bis 1945). In: Stefan Dieter (Hrsg.), Kaufbeuren unterm Hakenkreuz, Kaufbeurer Schriftenreihe 14, Thalhofen 2015, S. 210–234. 

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