Stolpersteine

Stefan Smiglarski

(1924–1943)

Neue Gasse 28

In der Neuen Gasse 28 erinnert ein Stolperstein an den polnischen Zwangsarbeiter Stefan Smiglarski.

Stefan Smiglarski wurde am 13.09.1924 in Domascowice in Polen als Sohn von Josef und Aniela  Smiglarski geboren. Über seine Eltern, seine Kindheit und Jugend ist bislang nichts weiter bekannt. Er gelangte als Zwangsarbeiter nach Kaufbeuren.

Ohne den millionenfachen Einsatz von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen aus Polen, Frankreich und vielen anderen Ländern wäre die Kriegswirtschaft des NS-Regimes spätestens ab 1942 zum Erliegen gekommen. Bis 1945 hatte man etwa 12 Millionen Menschen, meist unter unmenschlichen Bedingungen, zur Arbeit in Deutschland gezwungen. Auch in Kaufbeuren wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Industrie, Landwirtschaft und einigen städtischen Ämtern eingesetzt: Hunderte von Menschen aus mindestens 20 verschiedenen Nationen waren in der Stadt zur Zwangsarbeit verpflichtet. Einer von ihnen war Stefan Smiglarski. Er war 1939 als 15-jähriger Junge in seiner Heimat Polen zur Arbeit in Deutschland angeworben worden. Nach seiner Arbeit als Knecht auf einem Marktoberdorfer Bauernhof wurde er 1942 Gehilfe eines Schuhmachers in Kaufbeuren.

Weil ihm jahrelang sein Heimaturlaub verwehrt wurde, unternahm der junge Stefan Smiglarski ab 1943 mehrere Fluchtversuche, um zu seiner Familie zurückkehren zu können. Bei seinem letzten Fluchtversuch stahl er das Fahrrad seines Arbeitgebers, wurde aber gefasst und in das Kaufbeurer Gefängnis eingesperrt. Die „Geheime Staatspolizei“ (Gestapo) ordnete für Stefan Smiglarski die sogenannte „Sonderbehandlung“ an, was die Hinrichtung durch den Strang bedeutete. Die Exekution fand am 22. November 1943 unter Ausschluss der Öffentlichkeit an der Weinhalde in Kaufbeuren statt und wurde von zwei KZ-Häftlingen als Henkern durchgeführt. Um die anderen Zwangsarbeiter aus der näheren Umgebung Kaufbeurens von etwaigen Fluchtversuchen abzuschrecken, mussten sie der Erhängung von Stefan Smiglarski beiwohnen. Der Galgen wurde vom Kaufbeurer Stadtbauamt errichtet. Wenige Tage nach seiner Hinrichtung stellte die Stadt Kaufbeuren die Sterbeurkunde für Stefan Smiglarski aus. Darin durfte auf Anweisung der Gestapo die wahre Todesursache nicht genannt werden. Stefan Smiglarski liegt auf dem städtischen Friedhof in Kaufbeuren begraben. Insgesamt befinden sich dort 34 Gräber von Zwangsarbeitern. 

Grafik: Stadtmuseum Kaufbeuren

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