Stolpersteine

Fabian Lacombe

(1921–1993)

Alte Weberei 3

Vor der Alten Weberei 3 erinnert ein Stolperstein an Fabien Lacombe, der als Häftling im KZ-Außenlager "Kommando Kaufbeuren" Zwangsarbeit leisten musste. 

Im Mai 1944 entstand das sogenannte “Kommando Kaufbeuren“ als Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Zwischen 300 und 600 Häftlinge aus 17 Nationen mussten unter Zwang in den Räumen der örtlichen Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei arbeiten. Das Unternehmen hatte zuvor 1943 aufgrund von Mangel an Arbeitskräften seinen Betrieb eingestellt. In den Räumlichkeiten hatte BMW einen Standort für die Herstellung von Kampfflugzeugteilen eingerichtet. In der Alten Weberei befand sich im Saal IV ein Häftlingslager, in dem die KZ-Häftlinge untergebracht waren. Im gleichen Gebäude arbeiteten die Häftlinge auch für die Firma Formholz, ein Tochterunternehmen der Messerschmittwerke, das ebenfalls Flugzeugteile herstellte. Im April 1945 wurde das “Kommando Kaufbeuren“ aufgelöst und die Häftlinge wurden in das Außenlager Allach zurückgeführt.

Einer der Häftlinge im KZ-Außenlager in der Spinnerei und Weberei war Fabien Lacombe. Er wurde am 30.02.1921 in La Flèche in Frankreich geboren und studierte unter anderem Philosophie in Heidelberg, Stuttgart und Tübingen. 1942 nahm ihn die Gestapo als Mitglied der Résistance im besetzten Frankreich in Haft. Am 20.06.1944 gelangte Lacombe ins Konzentrationslager Dachau, seine Häftlingsnummer lautete 73 611. Im selben Jahr wurde er noch ins das neu eingerichtete KZ-Außenlager in Kaufbeuren gebracht.

An seine Zeit in Kaufbeuren erinnerte sich Fabien Lacombe in seinem Buch „Kommando Kaufbeuren“. Für diesen Bericht hatte er seine früheren Mithäftlinge in Frankreich aufgespürt und befragt und deren Erinnerungen redaktionell bearbeitet und zusammengefasst. Das Buch erschien 1985 in Frankreich. Auf Initiative des damaligen Stadtheimatpflegers Anton Brenner und mit Hilfe des Heimatvereins Kaufbeuren veröffentlichte 1995 der Verlag an der Säge in Blöcktach eine deutsche Übersetzung.

Der als „Memorial“ betitelte Bericht schildert die Lebens- und Arbeitsbedingungen im KZ-Außenlager. Kaufbeuren war Lacombe zufolge „eine weniger schmerzhafte Etappe“. Morde und Gewalt-Exzesse fanden zwar nicht statt, aber Schikane, Hunger, körperliche und seelische Gewalt und unmenschliche Zustände waren auch hier alltäglich. Der Zeitzeugenbericht beschreibt etwa Akte des Widerstands der KZ-Häftlinge, wie das Vortäuschen schwerer Arbeit, um das Produzieren von Kriegsgütern zu erschweren. Lacombe thematisierte aber auch die stets drohende Gewalt der Aufseher: „Eines Tages wird das Treiben der Russen von einem SS-Mann entdeckt. Zur Strafe hängt er eine glühende Kartoffelkette einem Russen wie ein Halsband um den nackten Oberkörper. Sie verbrennt ihm gräßlich das Fleisch.“ Angesichts solcher Erlebnisse und des tristen Alltags in der Gefangenschaft bot die Beschäftigung mit Gedichten etwas Hoffnung, so schreibt Lacombe: „Die Lyrik war für mich und meine Gefährten ein Weg meine Kultur angesichts der Barbarei der Nazis zu bewahren“.

Am 15.04.1945 wurde das Arbeitskommando aufgelöst, alle Häftlinge wurden in das Dachauer Außenlager Allach gebracht, wo sie am 29.04.1945 von den Alliierten befreit wurden.

Nach seiner Befreiung kehrte Fabien Lacombe nach Frankreich zurück. Er war die folgenden Jahre als Journalist in seiner Heimat sowie in Israel, Ägypten, Irak und Griechenland tätig. 1993 verstarb er in Paris.

Foto: Dépôt MRN, fonds Amicale d`Eysses

Weiterführende Literatur: Fabien Lacombe, Kommando Kaufbeuren, Außenlager von Dachau 1944–45. Ein Memorial. Sonderdruck für den Heimatverein Kaufbeuren. Hrsg. von Anton Brenner, Blöcktach 1995.

Stefan Dieter, Bezeugen schafft Erinnerung, Das KZ-Außenlager Kaufbeuren in literarischen Zeugnissen Überlebender. In: Stefan Dieter (Hrsg.), Kaufbeuren unterm Hakenkreuz, Kaufbeurer Schriftenreihe 14, Thalhofen 2015, S. 288–303.

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